Das Sündenoratorium
Akt 1 – Acedia – Faulheit
Martin atmete ein…und aus…und ein…und aus…
Er lag einfach da. Reglos. Sorglos. Den Blick starr auf den Fernseher gerichtet.
Im Fernsehen lief GNTM. Martin hasste diese billigen Mädchen, von denen die Hälfte biologisch nicht mehr abbaubar war. Auch Heidi Klum, das Manifest eines Gruselkabinetts, gehörte nicht zu seinen Favorisierten Persönlichkeiten im Fernsehen. Doch um umzuschalten musste er die Fernbedienung greifen.
Seine Augen tasteten die Entfernung zwischen seinem Arm und dem Couchtisch ab. Mindestens zwei Meter. Er hob den Arm. Langsam. Zehn Zentimeter. Fünfzehn. Bevor er die dreißig Zentimeter Marke knacken konnte, sank sein Arm kraftlos wieder zurück. „Nein…ich will nicht.“, murmelte er zu sich selbst.
Er ließ sich von den niveaulosen Zurschaustellungen von Ignoranz, Oberflächlichkeit und reiner Stupidität wieder berieseln. In der Werbeunterbrechung spürt er, wie sich seine Blase meldet. Sie ist bis zum Rand voll. Er muss pinkeln. Martin seufzt. Das Badezimmer war etliche Meter entfernt. Er muss aufstehen, hingehen und wieder zurück. Nein. Mühsam griff er nach der halbleeren Cola Flasche neben sich. „Dann eben so.“, sag er, als er die Flasche öffnet, sein Gemächt hinein hält und laufen lässt. Sein Urin mischt sich mit der Cola, was einen ungesunden Geruch erzeugt.
Nachdem er sich erleichtert hat, starrt er weiter auf den Bildschirm. Die Bilder flimmern vor seinem Auge. Gelangweilt schweift sein Blick durch die Wohnung. Alles ist verstaubt und ranzig. Der Esstisch – sofern man ihn als solchen bezeichnen will – gleicht einem Schlachtfeld. Neben halb vergammelten Lebensmittelresten stapeln sich Kartons, Teller und Kippenstummel. Er hört raschelnde Geräusche aus den Müllhaufen und weiß, dass es die Ratten sind. Er ist froh, sie zu haben, denn die Ratten fressen den Müll, sodass er ihn nicht mehr wegmachen muss und es nicht anfängt zu stinken. Jedenfalls nicht mehr als üblich.
Die Wohnung füllt ein Gestank, in welchem sich Fäkalien, Schimmel, Fett und ranziger Körperduft mischen. Ein Normaler Mensch wäre bei diesem Geruchskonzert vermutlich ohnmächtig geworden. Oder aber er hätte sich übergeben. Martin nicht. Er mochte den Geruch nicht. Aber es hätte Tage gedauert, wenn nicht länger, um die Wohnung wieder halbwegs bewohnbar zu machen. Die ganze Tapete hätte erneuert, der Keller entwest, die Rohre geputzt und die Möbel restauriert werden müssen. Tätigkeiten, die viel Zeit forderten. Zeit, die Martin nicht hatte.
Nicht, dass er arbeiten müsste. Oh Nein. Martin lebte von Hartz IV. Die Tage auf dem Amt, waren die einzigen, bei denen er mal etwas anderes sah, als seinen Fernseher. Und Martin hasste sie. Auf seinem Bauch lag sein Pizzakarton, aus welchem Martin nun ein großzügiges Stück entnahm und es verschlang. Dass die Pizza schon von zahlreichen Ratten gekostet wurde und ihre beste Zeit lange hinter sich hatte, störte ihn nicht.
Einatmen…ausatmen…ein…aus…
Heidi Klum stand in gespielter Spannung auf einer Bühne. Sie hielt einen Umschlag und bereite sich vor, die Siegerin des heutigen Tages zu verkünden.
Ein…aus…ein…aus…
Mit ihren langen, dürren Fingern öffnet Heidi den Umschlag.
Ein…aus…ein…aus…
Sie zieht langsam einen pinken Zettel heraus. Ihre Augen schweifen über alle Kandidatinnen.
Ein…aus…und ein…und aus…
„Und der Gewinner der heutigen Aufgabe ist…“ Heidis piepsige Stimme erklingt. Martin hört sie wie durch Watte.
Ein…aus…ein…und nochmal ein…und aus…
Martin hört den Namen der Gewinnerin nicht mehr richtig. Sein Verstand setzt aus.
Ein…aus…ein und…
Als die Polizei, die von den Nachbarn wegen dem üblen Geruch gerufen wurde, die Tür aufbrach, fanden sie Martins Körper auf dem Sofa liegen. Seine trüben Leichenaugen starr auf den immer noch laufenden Bildschirm gerichtet. Sein Körper war aufgedunsen und glich farblich einer faulen Zwiebel. Neben der Leichenblässe mischten sie hier und da braune, grüne und rötliche Flecken auf dem Fleisch.
Als die Polizei näher an den Körper herantrat, bewegte die Leiche ihren Mund. Alle schraken zurück, als eine fette Ratte ihren Weg aus dem Mund des Toten fand
Akt 2 – Avaritia – Geiz
Szene 1
Eine kleine, hagere Frau betritt das Restaurant. Sie muss in ihren mittleren fünfzigern sein. Sie trägt einen Mantel, der seinem Aussehen und Geruch nach zu urteilen, Jesus noch persönlich kannte und ihr altmodischer Hut verdeckt das struppige, graubraune Haar nur dürftig. Sie setzt sich an einen Tisch und blickt abschätzend in alle Richtungen.
Kellner: (freundlich) Bon Soir Madam. Haben Sie sich schon entschieden, was es sein soll?
Die Frau: (schnippisch) Habe ich. Ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn und ein trockenes Brötchen.
Kellner: (verwundert) Sehr wohl Madam.
Die Frau zückt eine Lupe und beginnt, die Speise Karte zu lesen. Die Brille, die sie eigentlich bräuchte, hat sie nie gekauft. Aber die Lupe tat es auch. Als sie die Preise sieht, atmet sie hörbar aus.
Frau: (zu sich selbst) Diesen Betreiber müsste man steinigen. Wegen Wucher.
Kellner: (kommt zum Tisch und serviert die Bestellung)
Die Frau wirft einen abwertenden Blick auf das Essen, dann auf den Kellner. Sie murmelt etwas Unverständliches.
Kellner: Pardon Madam?
Frau: (laut) Tu nur nicht so! Du bekommst kein Trinkgeld von mir! Also zisch ab!
Kellner: (verwirrt und beschämt) Madam…ich…ich wollte nicht…
Frau: (unterbricht ihn unwirsch) Geh einfach!
Der Kellner geht mit rotem Gesicht davon. Die Frau verspeist ihr Brötchen und trinkt ihr Wasser. Danach schnappt sie sich ihre Handtasche und verschwindet auf dem Klo. Dort versucht sie, durch das kleine Fenster zu kriechen, bleibt aber stecken. Ihre schrillen Schreie locken eine Frau an, die Hilfe holt. Gemeinsam mit dem Kellner und der Chefin des Restaurants befreien sie die Dame.
Frau: (mürrisch) Das wurde ja auch Zeit! Erwartet nur keinen Scheck als Dankeschön!
Chefin: Was haben Sie da überhaupt gemacht?
Frau: (blickt sie feindselig an) Wonach sieht es denn aus?!
Chefin: (mehr zu ihrem Angestellten, als zur Frau) Wir müssen hier glaub ich einiges Klären. Ruf die Polizei. Madam, das wird Ihnen teuer zu stehen kommen
Frau: (ungläubig) Teuer?! (Sie brüllt nun) TEUER?!
Dann springt die der Chefin an die Kehle und schlägt mit ihrer Tasche auf sie ein. Die Szene blendet ab.
Szene 2
Einige Zeit später. Die Frau sitzt in einer kleinen, karg eingerichteten Wohnung. Sie ist über ein großes Buch gebeugt und trägt ihre neusten Ausgaben ein. Dabei spricht sie mit sich selbst.
Frau: 1800€ wegen Nötigung. Glatter Justizirrtum, Pah!
Sie überlegt, wie sie die verlorenen Euros wieder einholen kann. Ganz klar: Mit knallharter Sparsamkeit. Aber wo soll sie sparen?
Frau: (entdeckt etwas in ihrem Buch) Oh la la! Was haben wir denn da? (mit leuchtenden Augen rechnet sie herum und murmelt) Heißes Wasser ganz abstellen spart 175€ im Jahr… den Strom nur noch drei Stunden am Tag nochmal 65€…Heizöl! Das ist es…Ich stll die Heizung ab…dann spar ich mir…(sie strahlt auf)…volle 2000€ im Jahr.
Wie von der Tarantel gestochen rast sie in den Keller und stellt dort die Heizung ab. Oben fällt ihr Blick auf den Kalender. Sie hat einen Tag mit schwarzem Stift markiert. Der 24. Dezember.
Frau: (hasserfüllt) Nur noch eine Woche. Dann wollen diese Plagen wieder Geschenke. Ich hasse diesen Tag. Ich würde ja meine Todesanzeige in die Zeitung setzen, aber das kostet Unsummen. Pah! Alles Wucher und Verbrecher!
Sie geht zu einer kleinen Leine, die sich durch ihre Küche spannt. Daran aufgehängt sind gebrauchte Teebeutel die hier trocknen. Sie nimmt einen davon ab, kocht Tee und hängt ihn anschließend wieder auf.
Frau: (murmelt) Er ist etwas dünn. Aber für einmal geht der Beutel noch. Teuer genug war er ja.
Anschließend geht die Frau ins Bett. In der Nacht heult der Wind besonders stark und die Temperatur sinkt stark ab. Ein Schneesturm. Die Szene wir schwarz.
Szene 3
Die Frau erwacht mitten in der Nacht. Es ist bitter kalt und Atemwolken stehen vor ihrem Mund. Sie geht in ihr Wohnzimmer, um sich eine zweite Decke zu holen. Im Wohnzimmer sitzt ein Mann auf dem Sofa. Seine Haut ist bläulich und seine Augen sind komplett schwarz.
Frau: (erschrocken) Herbert?!
Herbert: (schweigt)
Frau: Was machst du hier? Du solltest nicht hier sein.
Herbert: (er spricht sehr langsam und klingt blechern und monoton) Warum, Lydia, warum?
Lydia: (erzürnt) Ich konnte doch nicht zusehen, wie deine Heimpflege uns arm macht. Jeden Tag dieser Pfleger, der uns den Kühlschrank leer gefressen hat. Und deine teuren Medikamente. Nein, das ging so nicht.
Herbert: (immer noch sehr monoton) Du hast mich ermordet. Du hast deinen eigenen Mann getötet. An deinen Händen klebt mein Blut.
Lydia: (sichtlich unbeeindruckt) Das hat mir eine Menge Geld gespart. Seit du nicht mehr bist kann ich mir wieder richtig was leisten. Ich…
Herbert: (unterbricht sie und klingt nun fast amüsiert) Das merkt man. Du bist ja auch zu fett gewesen, um durch das Fenster im Restaurant zu entkommen. Das kommt davon, wenn du so viel frisst.
Entsetzt blickt die Frau an sich herunter. Sie ist Gertenschlank, hat aber das Gefühl, fett wie ein Walross zu sein. Der Mann fährt fort.
Herbert: Ich bin aber aus anderem Grund hier. Ich bin hier, um dich abzuholen.
Lydia: (hysterisch) Niemals! Ich geh hier nicht weg!
Herbert: (lächelt zum ersten Mal) Dort wo ich herkomme, gibt es den passenden Ort für dich.
Der Boden bricht auf. Rauch und Flammen steigen auf, als Lydia kreischend in einen großen See aus geschmolzenem Gold fällt. Es gibt ein zischendes Geräusch, als sie versinkt. Abblende.
Der nächste Tag. Man sieht das Fußende von Lydias Bett. Unter der weißen Bettdecke schauen zwei Füße heraus. Die Haut ist bläulich und steif. Ein Polizeifotograf macht ein Foto der Leiche. Mit dem Blitzlicht der Kamera blendet die Szene ab und endet.
Akt 3 – Gula – Völlerei
Die gute Tante Kunigunde / Das war eine ziemlich runde / Dick und prall war ihre Form / Essen liebte sie enorm
Morgens schon, sie eilend lief / Zu essen Kiloweise Hafergries / Als Nachspeise wer hätt’s gedacht / Drei dutzend Kuchen schnell gemacht
Mit Schlagsahne und Kirschkompott / Die Kuchen isst sie dann recht flott / Denn bald schon muss das nächste her / Ihr Mittagessen Zentnerschwer
Fünfzehn große Schinkenbraten / Die Gute kann es kaum erwarten / Beim Braten schon verschlingt sie drei / Und einen Kessel Möhrenbrei
Mittag dann, die schönste Zeit / Dazu ist Kuni stets bereit / Mit Suppenkellen gar nicht klein / stopft sie das Essen in sich rein
Der Abend naht, es fleht der Magen / Kuni fühlt den Hunger nagen / Ein zwei drei, geschwind, geschwind / Acht Kilo Fleisch gekocht sie sind
Die Soße ist ein fett’ger Guss / Drei Liter Öl sind hier ein Muss / Wie sie das leck’re Fleisch gesehen / Schon ist’s um die Fassung ihr geschehen
Mit bloßen Fingern gar nicht toll / stopft sie sich die Backen voll / Sie stöhn und keucht, erfüllt von Lust / Von ihr fällt ihr ganzer Frust
Von wilder Raserei beseelt / Wir der Ofen erneut gequält / Mit Käsekuchen Achtzehn Stück / Kunigunde scheint verrückt
Über jeden Kuchen nun / tut sie fleißig Honig tun / Drei Glas pro Stück erscheint ihr Lieblos / Prompt ziert den Kuchen noch ein Fleischklos
Warum, so dachte Kunigund / nicht einmal ein Abeneteuer für den Mund / wagemutig Geschmäcker Kombinieren / könnte durchaus funktionieren
Fröhlich manscht die Gute weiter / frisst dabei, wird stetig heiter / mit einmal mal ein feiner Schmerz / Ein Stich durchzuckt das fette Herz
Ein Gurgeln laut, tief in ihr drin / Schwinden tut ihr schnell der Sinn / Sie kippt nach vorn, der Kopf schlägt auf / Sie fällt hart auf die Theke drauf
Eine Kirsche, klitzeklein / kullert in den Mund hinein / Diese Kirsche war zu viel / Die Därme kündigen das Spiel
Ein lauter Knall, der Magen reißt / Und ihr wisst ja, was das heißt / Der Bestatter leidet sehr / Die Kunigunde gibt’s nicht mehr
Ihr Sarg wog Tonnen, gibt’s denn das? / Der Bestatter hatte wirklich Spaß / Buchstaben auf der Grabesplatt‘ / „Hier liegt ein fetter Nimmersatt“
Akt 4 – Invidia – Neid
Heute war es endlich soweit. Ich kann nicht beschreiben, wie glücklich ich bin. Kein Wort unserer mannigfaltigen Sprache kann dem Gerecht werden, was ich fühle. Ich fühle mich, als müsste ich vor Glück zerspringen.
Heute Morgen habe ich Helga eingeladen. Wir tranken zusammen einen Kaffee. Helga war auch mit uns in den Urlaub gefahren. Mein Freund, Sie und ich. Die Zwei Wochen Mallorca waren auch wirklich nötig gewesen. Wir lagen am Strand, genossen die Sonne, lebten so richtig auf. Hier ist es passiert. Ich sah meinen Freund mit…mit dieser…Person.
Es war ein ruhiger Morgen. Ich fühlte mich nicht Recht und blieb zum Frühstück oben im Hotelzimmer. Helga und mein Freund gingen nach unten. Ich lag da und blickte die Decke an. Ein Vorhang verdeckte das Fenster, denn die Sonne hier konnte mörderisch sein. Das Zimmer war angenehm dämmrig. Dennoch war es schon jetzt sehr warm. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, roch den Duft meines Freundes.
Ich muss wohl eingeschlafen sein, denn als ich wieder auf die Uhr sah, waren zwei Stunden vergangen. Ich hatte nun doch einen kleinen Hunger und meine Kopfschmerzen waren auch deutlich besser. Ich marschierte von unserem Zimmer im vierten Stock hinunter zum Pool. Dort befand sich eine kleine Bar, die neben zahlreichen sündigen Cocktails auch kleine Snacks anbot.
Ich setzte mich. Ein Kellner mit Rasterlocken lächelte mich professionell an und ich bestellte eine Fruchtplatte. Während ich Honigmelone, Ananas und Apfelstücke in meinen Mund steckte, sah ich mich um. Ich konnte in dem Gewirr aus Touristen aber weder meinen Freund, noch Helga ausmachen. Sie mussten ans Meer gegangen sein.
Unser Hotel lag direkt am Strand. In fünf Minuten konnte man den Strand erreichen. Wir gingen oft am Vormittag dorthin. Solange die Sonne noch nicht mit voller Kraft auf uns niederbrannte, wie sie es mittags zu tun pflegte, konnte man sich im kühlen Wasser wunderbar erfrischen. Ich ging also in Richtung Strand, als ich sie sah. Sie standen an einer Straßenecke und mein Freund hielt Helga im Arm.
Als ich die beiden Sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. Ich konnte meinen Blick nicht von den beiden wenden. Gerade als ich mich wieder gefasst hatte, es mussten etwa fünf Minuten, von denen der Großteil mit fragenden Blicken der anderen Touristen, die mich sahen, gefüllt waren, vergangen sein, drückte mein Freund Helga einen Kuss auf die Wange. Ich erzitterte. Als ein Mann mich fragte, ob alles in Ordnung sei, holte ich aus und schlug ihm ohne Vorwarnung ins Gesicht. Es war mehr ein Reflex, als eine wirklich durchdachte und koordinierte Handlung.
Das ist nun drei Wochen her. Heute ist es soweit. Heute werde ich vergelten, was sie mir angetan hat. Ich hatte alles vorbereitet. Mein Freund war auf einer Geschäftsreise und würde erst Morgen zurückkehren. Die einzigen Nachbarn, ein älteres Ehepaar, war verreist. Perfekt. So konnte niemand sie hören.
Ich plante alles nochmal durch. Zufrieden stellte ich die volle Kaffeekanne dabei auf den Tisch. Alles wirkte so unschuldig. Die zarte Pastellgelbe Tapete im Wohnzimmer, der kleine Kaffeetisch mit dem niedlichen Teeservice. Alles wirkte perfekt. Pünktlich um zehn klingelte Helga an meiner Haustür. Bevor ich öffnete, atmete ich noch einmal tief ein und aus. Dann ließ ich sie ein.
Helga sah wie immer umwerfend aus. Elegant, modern, charmant. Während wir plauderten, wanderten meine Augen an ihr auf und ab. Ihr Goldenes Haar war wie immer perfekt gestylt. Ihr Gesicht wirkte, als hätten Engel es geschnitzt. Eine kleine Stupsnase, freche, braune Mandelaugen, volle, rote Lippen. Ihre Ohren wurden von zwei goldenen Ohrringen geziert, die beide von je zwei blauen Edelsteinen geschmückt wurden.
Mein Blick wanderte weiter nach unten. Wie kleine Arme griffen meine Blicke jeden Winkel ihres Körpers ab. Glitten über ihre Perfekten Kurven und ihre hübsche, weiße Bluse. Beides Dinge, die ich nie vorweisen könnte. Mein Vorbau war durchaus nicht klein, aber Helga toppte alles. Was fand mein Freund nur an dieser Person. Ich wusste es nicht mit Sicherheit, aber es konnte viele Gründe geben, warum er sie mir vorzog. Helga war einfach perfekt. Und ich war optisch eher Standardware. Sie war der der Schwan der Frauenwelt, während ich nicht mehr als eine hässliche Gans war.
Während wir sprachen merkte ich, einen Druck in mir aufsteigen. Es fühlte sich an, wie eine volle Blase, aber nicht im Unterleib, sondern im Kopf. Also wäre mein Kopf mit warmer, trüber Flüssigkeit gefüllt, die immer weiter ansteigt und so langsam abgelassen werden muss. Dennoch unterdrückte ich das Gefühl vorerst und lies mir nichts anmerken.
Nach etwa vierzig Minuten hielt ich den Druck nicht mehr aus. Helga strahlte vor Lebensfreude, als sie erzählte. Doch plötzlich kam sie auf dem Urlaub zu sprechen. Ich schenkte mir gerade neuen Kaffee in die Tasse, als sie davon anfing. Meine Finger umklammerten die Tasse so fest, dass ich fürchtete, sie könnte zerbrechen. Doch ich schaffte es, meinen Zorn hinunter zu schlucken. Doch dann sagte sie, wie gut ich und mein Freund doch zusammen passten.
Das war zu viel. Ich holte aus und schüttete ihr den heißen Kaffee direkt ins schöne Gesicht. Helga schrie erschrocken auf, als die heiße Brühe ihre Haut verbrannte. Ich sprang vor, stieß den Tisch um und zerrte das Miststück an ihren schönen Haaren. Dann griff ich ihren linken Ohrring und riss ihn heraus. Aus dem zerfetzten Ohrläppchen schoss hellrotes Blut. Helga schrie. Ihre Schreie waren animalisch. Ich stellte mir vor, dass sie auch so geschrien hat, als sie meinen Freund gefickt hat.
Der Gedanke machte mich noch wütender und ich riss ihr auch noch den zweiten Ohrring raus. Lächelnd blickte ich auf sie. Helga wimmerte jetzt. Ich fing an, wieder richtig zu leben. Nach einer Stunde war alles vorbei. Helga erinnerte nur noch sehr entfernt an einen Menschen. Vielmehr glich sie einem klumpen toten Fleisches. Ich kicherte. Erst leise, dann immer Lauter und Lauter.
Als mein Freund am nächsten Tag nach Hause kam, war die Wohnung blitzeblank. Ich begrüßte ihn fröhlich. Beim Auspacken bemerkte er meine neuen Ohrringe. „Seltsam“, sagte er fröhlich. „Meine Schwester hat dieselben Ohrringe.“
Akt 5 – Ira – Zorn
Langsam glitt seine Hand über den kalten Stahl. Er ging im Kopf den ganzen Plan nochmal durch. Sie hatten es verdient. Jeder Einzelne von ihnen hatte es verdient zu sterben. Er eingeschlossen.
Sein Verstand war völlig klar. Er dachte zurück. Mit geschlossenen Augen visualisierte er das Gesicht seines Mentors. Vor seinem geistigen Auge wurden die harten Gesichtszüge des Mannes fast greifbar. Er war es, der ihn aus der Armut und der gesellschaftlichen Ächtung befreit hatte. Er war es, der ihm alles beigebracht hatte. Darüber, welche Menschen das Leben verdienen und welche nicht.
Er war ihm wie ein Vater. Er liebte ihn. Er vergötterte ihn. Er würde seinen Wunsch befolgen. Es war fast soweit. Kurz bevor er es tat, dachte er noch einmal an den Tag, an dem er seinen Mentor traf und dieser ihn aufnahm.
Es war warm und trocken. Diesen Sommer hatte es nicht viel geregnet und die Ernte war schlecht ausgefallen. Das Vieh drohte einzugehen und damit auch die Lebensgrundlage seiner Familie. Zusammen mit seinen zwei älteren Brüdern machte er sich auf den Weg, etwas Essbares zu finden. Zur Not würden sie es stehlen. Die Verzweiflung der letzten Zeit hatte sie übermannt.
Seine Mutter war krank und wenn sie nicht bald etwas zu Essen bekam, würde sie sterben. Sein Vater war zu alt und seine anderen Geschwister zu jung um zu arbeiten, wodurch das Einkommen der Familie recht gering war. Sie konnten sich kein Essen kaufen. Und die eigene Ernte war von der Hitze zerstört worden.
Er marschierte durch die Straßen. Alles war wie leergefegt. Auch die Nachbarn litten sehr unter Hunger und Armut. Hier gab es nichts zu holen. Sein ältester Bruder trug eine Handfeuerwaffe, er und sein anderer Bruder eine Machete aus dem Werkschuppen. Die Sonne brannte unbarmherzig auf die drei hinab. Sie marschieren eine Weile, bis sie eine Farm erreichen. Der Farmer ist wohlhabend und konnte seine Pflanzen künstlich bewässern und düngen. Daher hatte er viel geerntet und verdient.
Die drei Brüder stiegen über das Tor hinterm Haus in den Garten. Sie schlichen zur Hintertür. Öffnen sie leise. Der Farmer war nicht zu sehen. Seine Geldbörse lag auf dem Küchentisch. Die Brüder hatten Glück. Geld hilft auch. Dann kaufen sie Essen und Medizin für ihre Mutter. Gerade als der älteste Bruder nach dem Geld griff, gab es einen lauten Knall. Ein Schuss.
Mit einem Loch in der Brust fiel sein Bruder ungläubig zu Boden. Sein ältester Bruder war tot. Bewaffnet mit einem Gewehr stand ein junger Mann im Raum. Er richtete das Gewehr auf den zweiten Bruder und drückte ab. Der Schuss durchschlug dessen Arm. Verwundet fiel er zu Boden und wand sich vor Schmerz. Da übermannte ihn eine unbändige Wut. Voller Hass und Zorn preschte er vor, schlug dem jungen Mann das Gewehr aus den Händen. Er packt seine eigene Waffe, hebt sie über den Kopf und hackt blind vor Wut auf den Mann ein. Von den Schüssen und Schreien angelockt, betreten weitere Männer mit Gewehren und Pistolen den Raum. Sie richten ihre Waffen sofort auf ihn, doch der Anführer der Gruppe, ein älterer Mann mit Vollbart, befahl ihnen mit einer Geste einzuhalten.
Der Mann blickte auf seinen toten Schergen, dessen Kopf nur noch eine blutige Masse war. Dann sah er zu dem blutüberströmten jungen Mann, der all das getan hatte. Es war ein magischer Moment. Der alte führte ihn aus dem Haus. Er ließ es zu, übermannt von Schwäche und Entsetzen über sich selbst. Das Letzte, das er sah, was die Pistole, die an den Kopf seines verwundeten Bruders gehalten wurde. Als er mit dem Gefolge des alten das Haus verließ, ertönte der Schuss.
Er blinzelte. Er war wieder im Hier und Jetzt. Bereit, alles zu tun. Sein Mentor, der alte Mann, hatte ihm gesagt, dass die Menschen, die jetzt vor ihm lagen, den Tod verdient hatten. Sein Mentor hatte immer die Wahrheit gesprochen. Er war auserkoren. Er würde seinen Willen durchführen. Den Willen Gottes.
Er trat das Gaspedal durch. Mit lautem „Allahu Akbar“ raste er in die Menschenmenge.
Akt 6 – Superbia – Eitelkeit
Michelle erwachte in einem dunklen Raum. Es roch leicht nach Feuchtigkeit und sie fror. Ihr Kopf war wie von Nebel gefüllt. Alles war seltsam gedämpft und unwirklich wie in einem Traum. Aber dass sie wach war, davon überzeugte sie der stechende Schmerz in ihrem Kopf. Ein Pochen, als würden winzige Bergarbeiter auf ihre Schädeldecke einhämmern.
Das Licht wurde angeschaltet. Geblendet blinzelte sie und meinte, eine Gestalt zu erkennen. Sich musste sich in einem Keller oder einem ähnlichem Raum befinden. Die Wände um sie herum waren aus kahlem, grauem Stein. Ebenso wie der harte Boden, auf dem sie erwacht war. Sie rappelte sich auf. Das heißt, sie versuchte es. Es gelang ihr jedoch nicht, da eine Kette aus Eisen im ihr Bein sie am Boden hielt. Außerdem waren ihre Arme hinter dem Rücken gefesselt.
Kaum dass sie die Kette bemerkt hatte, stieg eine Panik in ihr auf, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Eine unbeschreibliche Furcht, die sie lähmte, ihr den Atem raubte. Sie wollte schreien, doch ein Knebel verdeckte ihren Mund. Als sich ihre Augen langsam an das Licht gewöhnt hatten, sah sie eine Person vor sich stehen.
Die Person, eine Frau, war nicht mehr, als ein Gerippe, dass von blasser, rissiger Haut überspannt wurde. Sie beugte sich zu ihr und tippte mit ihrem knochigen Finger auf ihren Kopf. Michelle starrte die Frau entsetzte an. Sie sah nicht aus wie jemand, der noch lebte. Sie wirkte leblos. Die Kreatur grinste und entblößte dabei ihre faulen Zähne.
Dann begann sie, aus Michelles Tagebuch vorzulesen. Sie konnte sich nicht erklären, wie dieses Wesen an ihr Tagebuch gekommen war, aber es war im Augenblick auch ihre geringste Sorge. „Liebes Tagebuch“, begann sie zu lesen. Ihre Stimme klang, wie eine Kobra, die sich über Schmirgelpapier schlängelt. Ein raues Gurgeln der Stimmbänder vermischt mit bedrohlichem Zischeln.
Die Frau las einige Passage vor, in denen Michelle ihren Eigenen Körper bemängelte. Sie war nicht besonders zufrieden mit ihrem Gewicht. Auch ihre Nase und ihre Lippen könnten schöner sein. Die Frau sah gehässig auf sie herab. „Du meinst also, deine Nase ist zu groß…hmm?“ Sie kicherte. Dann schrie sie laut auf „DAS KANN MAN ÄNDERN!“ Mit irrem Lachen zog sie einen Hammer und schlug auf Michelles Nase. Das Geräusch, dass ihre Nase machte als sie ihre feste, natürliche Form, gegen eine breiartige eintauschte, ähnelte einer Mischung aus dem Knacken, das man beim Öffnen einer dicken Walnuss hört und dem feuchten, dumpfen Ton, wenn man in eine Schlammige Pfütze trat.
Der Schmerz, der Michelles Körper durchfuhr war mit nichts vergleichbar, was sie je erdulden musste. Der Schlag des Hammers raste wie eine Welle des Schmerzes durch ihren Kopf. Das warme Blut lief über ihr hübsches Gesicht. Sie versuchte zu schreien, doch der Knebel erstickte den Schrei. So ertönte nur ein heiseres röcheln.
„Wie war das?“, fragte die dünne Frau. „Deine Lippen gefallen dir auch nicht?“ In ihren Augen lag Erregung und Vorfreude. „Keine Sorge mein Schatz. Ich befreie dich von deinem Leid.“ Das Skalpell funkelte. Michelle starrte wie gebannt auf die silberne Klinge. Als die Frau ihren Knebel löste, schrie sie, so laut sie konnte. Die Frau lächelte nur. „Schrei so viel du willst. Niemand kann dich hören.“ Trotzdem schrie sie und schrie und schrie.
Als das Skalpell ihre Lippen durchschnitt, kreischte sie noch mehr. Ihr ihrer Verzweiflung biss sie, den Schmerz unterdrückend, in die Hand der Frau. Mit aller Kraft biss sie zu. Die dünnen Finger brachen in ihrem Mund mit dem Geräusch, dass Karotten beim zerbeißen machen. Die Frau aber genoss es in vollen Zügen.
Michelle wurde immer verzweifelter. Der Schmerz drohte sie zu übermannen. In diesem Moment durchtrennte das Skalpell die Oberlippe vollständig. Das rote Fleisch fiel zu Boden. Blut rann über ihr Kinn. Sie kreischte und zappelte, doch sie konnte nichts ausrichten, als das Skalpell auch ihre Unterlippe durchschnitt. Die Frau genoss es.
Nachdem das Gesicht entstellt worden war, hatte Michelle schon fast resigniert. Sie hatte realisiert, dass sie gegen diese Frau nichts tun konnte. Ihre Stimme versagte. Sie hörte auch zu schreien. Keuchte nur noch. Die dünne Frau leckte sich erregt über die Lippen. „Was noch schnell das Letzte, das dem du nicht zufrieden warst?“, fragte sie gespielt dumm. „Ach ja, du bist du fett. Das müssen wir ändern.“
Mit diabolischem Grinsen zückte sie einen Käsehobel und begann Michelles Haut abzuhobeln. Bis auf den Knochen. Der Schmerz wurde zu viel. Michelle verlor das Bewusstsein. Bevor die gnädige Ohnmacht sie umnachtete, hörte sie das schrille Lachen der dünnen Frau.
***
In ihrem Appartement starrt Michelle wie weggetreten in den Spiegel auf ihr Makelloses Gesicht. Dann stürzt sie ins Badezimmer. Beugt sich über die Toilette. Und steckt sich gleich drei Finger auf einmal in den Hals.
Akt 7 – Luxuria – Lust
Sanft riecht er an ihrem Haar. Ihr perfektes blondes Haar passt zu dem perfekten kindlichen Gesicht. Sie erregt ihn sehr. Er spürt die Erektion in seiner Hose. Wie ein eingesperrtes Tier drückt sein Glied gegen seine Jeans. „Ich will dich.“, haucht er der jungen Frau ins Ohr.
Seine Zunge gleitet ihren Arm hinunter. Umkreist sanft die Fingerspitzen. Gleitet immer weiter hinunter, bis sie schließlich zwischen die Beine der Frau gleiten lässt. Er schmeckt sie. Riecht sie. Fühlt die Anspannung ihrer Muskeln. Er genießt es. Es macht ihn richtig wild.
Er steht auf, öffnet seine Hose und zieht sein hartes Glied wie ein Cowboy einen Colt. Er wedelt damit vor ihrem Gesicht herum, als wollte er ihr präsentieren, was er vorzuweisen hatte. Dann klemmte er sein Glied zwischen ihre hübschen kleinen Brüste, rieb damit über ihren Brustkorb. Kurz bevor er zum Höhepunkt kam, hört er auf und begann, an den Brüsten zu saugen.
Er schmeckte salzigen Schweiß. In seinem Kopf sah er seine eigene Frau, wie sie zusammen mit seiner Tochter im Garten spielte. Seine geliebte Tochter, die gerade zwei Jahre alt geworden war, sah glücklich zu ihm. Er stellte sich vor, wie er ihr zuwinkt, sie in den Arm nimmt und an sich drückt. Dann küsst er seine Frau, während er in der Realität die Burstwarzen der blonden Frau unter ihm liebkoste.
Er denkt an den Tag, als er seine Frau kennengelernt hat. Er war allein in einem Club unterwegs, als er sie traf. Auch sie war alleine da. Die beiden hatten sich gut verstanden und sie war mit ihm nach Hause gegangen. Wenige Tage später waren sie ein Paar. Bald darauf heirateten sie und bekamen eine Tochter.
Er dachte an Leonies Geburt, während er einen Finger in den Anus der blonden Frau einführt und langsam hin und her bewegt. Er stellte sich vor, wie auch diese Frau ein Kind bekam. Aus irgendeinem Grund erregte ihn das noch mehr. Er bewegte den Finger schneller. Zog ihn heraus und roch daran. Es roch wie die Windeln seiner Tochter.
Nun drang er zum ersten Mal in sie ein. Sie war eng. So eng, dass es seine Lust noch steigerte. Er stieß zu. Erst langsam, dann immer schneller. Immer heftiger wird sein Vorstoßen. Er keucht, schwitzt. Seine Leonie hatte vor zwei Wochen Geburtstag. Sie hatten gefeiert. Die ganze Familie war da. Oma, Opa, alle Tanten und Onkel. Und die kleine Leonie war so glücklich. Er hörte ihr fröhliches Glucksen, als sie die Geschenke bespielte.
Dann kam es ihm. Es war ein heftiger Orgasmus. Sein ganzer Oberschenkel spannte und den Muskelkontraktionen, die seinen Samen in die junge Frau trugen. Keuchend rollte er sich von ihr runter. Betrachtete sie noch ein letztes Mal. „Und, wie war ich?“, fragte er leise. Dann brach er in lautes Gelächter aus.
Immer noch lachend zog er sich an, streifte seinen Kittel über und schob die Leiche zurück ins Kühlfach. Die Obduktion war beendet.